5. März 2018

[Rezension] Berühre mich. Nicht | Verliere mich. Nicht | Laura Kneidl

Sie dachte, dass sie niemals lieben könnte. Doch dann traf sie ihn...



Berühre mich. Nicht | Verliere mich. Nicht. | Laura Kneidl | LYX | 12,90€

Als Sage in Nevada ankommt, besitzt sie nichts – kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde. Nichts außer dem eisernen Willen, neu zu beginnen und das, was zu Hause geschehen ist, zu vergessen. Das ist allerdings schwer, wenn einen die Erinnerungen auf jedem Schritt begleiten und die Angst immer wieder über einen hereinbricht. So auch, als Sage ihren Job in einer Bibliothek antritt und dort auf Luca trifft. Mit seinen stechend grauen Augen und seinen Tätowierungen steht er für alles, wovor Sage sich fürchtet. Doch Luca ist nicht der, der er auf den ersten Blick zu sein scheint. Und als es Sage gelingt, hinter seine Fassade zu blicken, lässt das ihr Herz gefährlich schneller schlagen...


Heute möchte ich euch meine Rezensionen zu Laura Kneidls Dilogie Berühre mich. Nicht. und Verliere mich. Nicht. vorstellen.
Die Bücher haben die letzte Zeit ja wirklich überall die Runde gemacht und eigentlich ist man gar nicht wirklich an ihnen vorbei gekommen. Obwohl sich der Klappentext erst mal nach nichts grandios Neuem angehört hat, war ich dennoch neugierig. 

Im ersten Teil Berühre mich. Nicht. begleiten wir unsere Protagonistin Sage, die 3000 Meilen von Zuhause weg nach Melview zieht um dort ihr Studium in Psychologie zu beginnen. Allerdings erweist sich das mehr als schwierig, denn sie hat weder eine Bleibe, noch sonderlich viel Geld zur Verfügung und so lebt sie erst einmal im Kofferraum ihres alten Transporters. Über Wasser hält sie sich vor allem durch die Einnahmen aus ihrem Etsy-Shop, in dem sie selbst gebastelten Schmuck verkauft.

Was ihrem Studium allerdings am meisten im Weg steht, sind ihre Angststörungen: Sie fühlt sich in großen Menschenmengen und vor allem in der Anwesenheit von Männern sehr unwohl und reagiert unkontrolliert panisch sobald sie sich von einer Situation überfordert fühlt. Dass die Gründe ihrer Ängste irgendwo in ihrer Vergangenheit liegen und dass sie auch nicht ohne Grund regelrecht von Zuhause geflohen ist, erfahren wir relativ schnell. Was genau es allerdings mit ihrer Panik auf sich hat, das wird erst im Verlauf der Geschichte mit aller Deutlichkeit so richtig klar.

Relativ schnell lernt sie an der Uni April kennen, die schon sehr bald zu einer guten Freundin von ihr wird. Allerdings gibt es da auch noch Aprils Bruder Luca, der zwar sehr attraktiv, aber auch das Sinnbild all ihrer Ängste ist. Allerdings ist es Sages oberstes Ziel, sich von ihren Ängsten zu lösen und mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Und vielleicht ist die Freundschaft mit April und Luca ja der erste Schritt in die richtige Richtung...

Ja, was soll ich sagen? Es gibt gute Gründe, warum diese Bücher so gehypet wurden und immer noch werden. 
Sage mochte ich von Anfang an sehr gerne und obwohl ich absolut nicht in ihren Kopf gucken konnte und auch nicht unbedingt nachvollziehen konnte, wie sie sich in ihren panischen Momenten fühlt, konnte ich mich trotzdem sehr mit ihr identifizieren. Sie ist nicht nur eine angeknackste Persönlichkeit, sondern auch ein sehr liebevoller und unsicherer Mensch, der aber auch gleichzeitig unglaublich stark ist, da sie sich trotz allem, was gewesen ist, dem Leben entgegen stellt und sich nicht länger unterkriegen lassen will. In Situationen, in denen sie Angst hat, versteckt sie sich nicht, sondern versucht, sie durchzustehen und jeder Schritt in die richtige Richtung macht sie stärker.

Auch die Nebencharaktere fand ich toll: Sages beste Freundin, die quirlige und bunte Künstlerin Megan, die liebevolle und verrückte April, der zurückgezogene und tiefsinnige Luca, die neu gewonnenen College-Freunde, die Eltern und Geschwister...Ich hatte bei keiner Person das Gefühl, dass ihr Charakter nicht gut ausgearbeitet worden ist oder das eine Persönlichkeit fehlte. Man hat sich im Laufe der Geschichte irgendwann selbst als Teil dieses Freundeskreises gesehen und schloss nach und nach alle ins Herz.

Auch die Geschichte konnte mich wirklich überzeugen. Zwar ist es eine sehr ruhige Geschichte, in der nicht viel passiert. Trotzdem ist aber eine gewisse Spannung da, weil man geradezu darauf wartet, dass Sages Vergangenheit sie einholt. Man fühlt sich fast ein bisschen selbst in ihre Ängste hinein und macht sich Sorgen, was hinter der nächsten Ecke lauern könnte. Trotzdem ist es eine wahre feel-good-Story. Zwar hat das Buch, wie jede Geschichte, seine Höhen und Tiefen, aber man ist beim Lesen nicht ein einziges Mal in dem Glauben gewesen, dass es am Ende nicht doch alles irgendwie gut wird.

Ich kann eigentlich gar keine wirklichen Kritikpunkte finden, aber genau das ist es vielleicht, was ich bemängeln möchte: Ich hatte fast schon das Gefühl, dass diese Bücher nach einer Art "Rezept" geschrieben wurden, um einfach allen und jedem zu gefallen. Es war teilweise einfach zu perfekt. Natürlich hat Sage eine dunkle Vergangenheit und natürlich kämpft sie dagegen an. Natürlich ist Luca super heiß und auch Sage kann ihm kaum widerstehen, obwohl er eigentlich genau das ist, wovor sie sich fürchtet. Und natürlich kann ihr genau dieser Luca helfen, ihre Ängste zu vergessen. Natürlich kann Sage Luca und April allerdings nichts von ihrer Vergangenheit erzählen, weil sie Selbstzweifel hat und alle anderen nur beschützen will. Natürlich verbringen April und Sage viel Zeit mit Netflix-Marathons und natürlich schauen sie Gossip Girl, Game of Thrones und Stranger Things (und wahrscheinlich alle anderen Serien, die gerade ziemlich gehypet sind). Natürlich hat Sage einen Etsy-Shop, in dem sie Schmuck verkauft und natürlich will Luca Bibliothekar werden und liebt Bücher (fehlt eigentlich nur noch, dass einer von beiden auf Wattpad Geschichten veröffentlicht...) und natürlich arbeiten beide zusammen nach den Vorlesungen in der Bibliothek.

Versteht mich nicht falsch, ich finde die Bücher super und ich werde sie in einigen Jahren garantiert noch einmal lesen wollen. Man fühlt sich halt einfach wohl und gut aufgehoben in der Geschichte und bei den Charakteren. Aber ich kann diese Bücher nicht so wahnsinnig hypen, wie manch andere das tun. Zum Beispiel wurden die Bücher oft mit Colleen Hoover verglichen und dass sie ja zehnmal besser sein sollen. Das kann ich so nicht unterschreiben, weil mir bei Laura Kneidel das Unerwartete, das Niederschmetternde, fehlte. Es gab nicht keine Szene, mit der ich nicht gerechnet hätte oder bei der ich wirklich überrascht war. Eher war es oft gegenteilig, dass ich mir dachte "Sage, Augen auf und Nachdenken! Sei doch nicht so blind!" oder es gab Szenen, bei denen ich mir dachte "Aha, da ist ja endlich Geschehnis XY, hab mich schon gefragt, ob und wann es kommt.."

Trotzdem kann ich euch die Bücher uneingeschränkt so weiter empfehlen, weil man einfach eine gute Zeit mit ihnen hat. 
Ich mochte die Bücher und ich bin beim Lesen nur so durch die Seiten geflogen. Sie haben sich einen Platz in meinem Bücherregal und meinem Herzen geschaffen, ohne großartig etwas dafür tun zu müssen. Und ich denke, dass vielen anderen hier auch so gehen wird.


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